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Bürokratie treibt Selbständige ins Ausland

Die jüngste Pressemitteilung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln beleuchtet die negativen Auswirkungen der Bürokratie auf Selbständige in Deutschland. Eine neue Studie zeigt alarmierende Trends: Ein erheblicher Anteil der Selbständigen, insbesondere Solo-Selbständige, denkt darüber nach, Deutschland zu verlassen. Genauer gesagt, überlegen 36 Prozent der Befragten, das Land aufgrund der überbordenden Bürokratie zu verlassen, während 27 Prozent tatsächlich konkrete Pläne haben, ins Ausland zu ziehen.

Die Hauptkritikpunkte betreffen die Komplexität und den Umfang der bürokratischen Anforderungen, die erheblichen Zeit- und Kostenaufwand verursachen. Die Vielzahl an gesetzlichen Bestimmungen und Verordnungen, die jährlich veröffentlicht werden, führt zu einer erheblichen administrativen Belastung, die vor allem kleinere Unternehmen und Solo-Selbständige stark beeinträchtigt. Diese bürokratischen Hürden stehen oft in keinem Verhältnis zum Nutzen und behindern die wirtschaftliche Tätigkeit und Innovationskraft der Betroffenen.

Ein weiteres Problem ist die schleppende Digitalisierung der Verwaltung. Trotz des Onlinezugangsgesetzes, das bis 2023 die Digitalisierung von Verwaltungsleistungen hätte sicherstellen sollen, ist die Umsetzung in Deutschland stark verzögert. Dies führt dazu, dass Selbständige weiterhin mit ineffizienten und zeitaufwändigen Prozessen konfrontiert sind, was ihre Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt.

Diese Entwicklungen sind besorgniserregend, da Selbständige eine wichtige Rolle in der deutschen Wirtschaft spielen, indem sie Innovationen vorantreiben und flexibel auf Marktveränderungen reagieren. Die Abwanderung von Selbständigen würde nicht nur einen Verlust an Innovationskraft bedeuten, sondern auch negative wirtschaftliche Auswirkungen haben.

Ein weiterer bedeutender Faktor, der die Situation für Selbständige in Deutschland verschärft, ist das Statusfeststellungsverfahren. Dieses Verfahren soll klären, ob eine Tätigkeit als selbständig oder abhängig beschäftigt gilt, was erhebliche rechtliche und finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen kann. Allerdings bringt es auch erhebliche Unsicherheiten und Belastungen für Selbständige mit sich.

Das Statusfeststellungsverfahren ist oft komplex und undurchsichtig. Diese Unsicherheit kann zu erheblichen finanziellen Risiken führen, da eine nachträgliche Einstufung als Scheinselbständigkeit hohe Nachzahlungen von Sozialabgaben zur Folge haben kann.

Insgesamt trägt das Statusfeststellungsverfahren zur Bürokratielast bei, die viele Selbständige bereits als erdrückend empfinden. Die Notwendigkeit, dieses Verfahren zu reformieren und klare, transparente Kriterien zu schaffen, wird immer dringlicher, um die negativen Auswirkungen auf die Selbständigen abzumildern und deren wirtschaftliche Tätigkeit zu unterstützen.

Insgesamt verdeutlicht die Studie des IW Köln die dringende Notwendigkeit, die bürokratischen Hürden abzubauen und die Verwaltungsdigitalisierung voranzutreiben, um die Rahmenbedingungen für Selbständige in Deutschland zu verbessern und ihre Abwanderung zu verhindern.